Formel-1

Formel-1 in China: Langweilig

In China dominiert Mercedes nach Belieben vor den Roten von Ferrari, die sich gegen Red Bull verteidigen mussten.

14. April 2019 | Autor: Sören Pröpper
Formel-1: Formel-1 in China: Langweilig
Foto: Daimler AG / Evgeniy Safronov

Das war er nun, der 1000te Grand Prix – um es genau zu nehmen: Der 1000te Grand Prix, der für die Gesamtwertung der Formel-1 Fahrer-Weltmeisterschaft zählt. Und was haben wir gesehen? Ein Mercedes-Duo, das vorne weg fährt, ein Niederländer im Red Bull, der Ferrari ärgert weil die Italiener sich bei der Strategie (mal wieder) vertan haben und endlich im dritten Rennen der WM die Jagd auf die schnellste Rennrunde – aber der Reihe nach.

Qualifying

Nachdem Alexander Albon seinen Toro Rosso im dritten freien Training mal so richtig zerlegt hat und Alfa Romeo es wohl geschafft hat den Ferrari-Motor in Antonio Giovinazzi Wagen falsch einzubauen, ging es eigentlich nur darum, wer außer den beiden Williams-Piloten George Russell und Robert Kubica in der ersten Runde des Qualifyings rausfliegt. Einmal mehr erwischte es Lance Strollim Racing Point BWT Mercedes – schon zum dritten Mal in dieser Saison und insgesamt wohl zum 13ten Mal in Folge, auch eine Leistung.

Überraschend verabschiedeten sich dann in der zweiten Runde des Qualifyings schon beide McLaren mit Lando Norris und Carlos Sainz. McLaren hatte jedoch schon im Vorfeld des Rennens eingestanden, dass die Formel-1 Strecke in China dem Team bzw. dem Fahrzeug nicht sonderlich liegt und man daher mit sehr geringen Erwartungen anreisen würde.

In der Mittelfeld-Hackordnung sortierte sich dann Kimi Räikkönen auf Platz 13 hinter Sergio Perez und Daniil Kvyat ein. Damit waren in Q3 fünf Teams geschlossen mit ihrem Fahrer Line-Up vertreten: Vorneweg Mercedes, dann Ferrari, Red Bull, überraschend an vierter Position Renault gefolgt von Haas F1.

Mit einer Bummelfahrt in den letzten Sekunden von Q3 nahmen sich dann die Red Bull Fahrer sowie das Haas Team jede Möglichkeit noch eine schnellere Runde einzufahren bzw. im Falle von Haas überhaupt eine schnelle Runde zu fahren. Die beiden Renault Piloten Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg schafften es zwar noch vor der roten Ampel über die Ziellinie zu huschen, mussten sich dann aber in der Startaufstellung hinter den beiden Red Bull Piloten, bei denen Max Verstappen der schnellere Fahrer war, einordnen.

Auf den ersten vier Plätzen landeten Valtteri Bottas, Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Charles Leclerc. Die Fahrerpaarungen der beiden Werksteams waren dabei jeweils nahezu gleichauf und man darf getrost davon sprechen, dass es zwar eine gefühlte Rangordnung in beiden Teams gibt, die Leistung der „zweiten“ Fahrer diese aber aktuell nicht rechtfertigt.

Rennen – der 1000te Grand Prix

Bereits in der Einführungssrunde kam es gleich zu zwei Drehern: Max Verstappen und Robert Kubica drehten sich auf den kalten Reifen und dürften damit ihren eigenen Puls und den der Teamchefs Christian Horner (Red Bull) und Claire Williams ordentlich in die Höhe getrieben haben.

Beim Start kam Vettel zunächst gut weg, hing aber hinter Bottas fest, der wieder von Lewis Hamilton überholt wurde. Vettel selbst sah sich Druck von Leclerc ausgesetzt und wurde vom Monegassen überholt bevor er sich gegen die beiden Red Bull hinter ihm verteidigen musste. Weiter hinten krachte Kwjat in die beiden McLaren, von denen sich Norris kurz mit zwei Rädern in der Luft befand. Der Russe erhielt im Anschluss für einen eigentlich normalen Rennunfall eine Durchfahrtstrafe.

Vorne wäre es dann schon langweilig geworden, wenn da nicht die Ferrari-Strategie-Experten den viermaligen Weltmeister schneller gesehen hätten und ihn an Leclerc vorbei gewunken hätten. Entsprechend angesäuert reagierte Leclerc im Team-Funk und fragte kurz nach der Stallorder-Aktion „und jetzt…?“ weil Vettel sich trotz großer Bemühungen nicht merklich absetzen konnte. Als dann Max Verstappen zum ersten Reifenwechsel kam, setze man bei Ferrari weiter auf die Vettel-Karte, holte den Deutschen ebenfalls rein, um ihn vor dem Niederländer zu halten, opferte damit aber Leclerc, der fortan auf verlorenem Posten eines guten Rennens beraubt wurde. Auf abgefahrenen Reifen wurde er später noch als Bremsklotz vor Bottas benutzt, um Vettel an den Finnen rankommen zu lassen – half aber auch nichts, die Mercedes drehten vorne in ihrer eigenen Welt ihre Runden.

Zu diesem Zeitpunkt war am Ende des Feldes schon wieder Normalität eingekehrt: Nach den erzwungenen Boxenstopps bei McLaren konnten die Williams-Fahrer eine zeitlang hinten mithalten, mussten sich dann aber doch wieder am Ende des Feldes anstellen. Begünstigt durch das Ausscheiden von Niko Hülkenberg, Daniil Kvyat und Lando Norris wurde man zumindest nicht Letzter und darf immerhin behaupten, dass man in allen drei bisherigen Rennen beide Fahrzeuge ins Ziel gebracht hat.

Foto: Haas F1 / Andy Hone
Foto: Haas F1 / Andy Hone

Enttäuschend war wieder einmal die Race-Pace der Haas-Ferrari – schaffte man es im Qualifying erneut mit beiden Wagen in die Top10, so enttäuschte man im Rennen dann doch mit Platz 11 und 13 und holte keine Punkte. Vor dem Rennen angesprochen auf das Ziel für den 1000ten Grand Prix antwortete Alexander Albon, dass er in die Punkte fahren will – dies dürfte bei einigen für Staunen gesorgt haben, doch der thailändische Brite hielt Wort: Mit Platz 10 sicherte er sich einen Punkt und blieb vor den hochgehandelten Haas und auch vor Lance Stroll, der in der Regel durch eine gute Rennleistung und Strategie seine schlechten Qualifyings wettmacht – diesmal jedoch blieb nur Platz 12 für den Kanadier.

Eine starke Leistung nach schlechtem Qualifying lieferte jedoch der Routinier im Alfa Romeo: Kimi Kimi Räikkönen schnappte sich Platz 9 und überholte im Rennen in Renn-Pace die beiden Haas Ferrari. Erfreulich: Daniel Ricciardo schaffte es im dritten Rennen als Renault Werksfahrer nicht nur bis ins Ziel, sondern sicherte sich auf Platz 7 auch seine ersten WM-Punkte.

Der Mann, der ihn bei Red Bull ersetzt hat, bot im dritten Rennen endlich eine ordentliche Leistung. Pierre Gasly fuhr unaufgeregt auf den sechsten Platz und holte sich zwei Runden vor Schluss nochmal frische Reifen. Dank einer freien Strecke vor ihm sahen wir nun erstmal die vor der Saison prognostizierte Jagd auf den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde!

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 207,126km/h sicherte sich Gasley dann auf den weichen Reifen mit 1:34.742 knapp vor Sebastian Vettel mit 1:34.836 die schnellste Rennrunde und hat insgesamt 9 Punkte sammeln können.

Am Ende sicherte sich Mercedes den dritten Doppelsieg der Saison – mit dem gleichen Team-Ergebnis, wie vor zwei Wochen: Hamilton vor Bottas. Auf Platz 3 diesmal nicht Max Verstappen oder Chalres Leclerc, sondern der Deutsche mit dem Schnauzer: Sebastian Vettel.

In der WM sind die beiden Mercedes Fahrer jetzt schon mit 69 Punkten (Hamilton) bzw. 62 Punkten (Bottas) leicht enteilt und die Performance von Ferrari weist eher auf ein Duell mit Red Bull um Platz Zwei hin als auf ein Duell mit Mercedes um Platz Eins.

In zwei Wochen geht es nun nach Baku – eine fiese Kombination aus Highspeed und engen Kurven – man darf gespannt sein, ob Mercedes mit dem besseren Gesamtpaket hier weiter den Ton angeben werden – wahrscheinlich lautet die Antwort Ja.

Resultat Formel-1 Rennen China 2019

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